Social Media-Recruiting: Alternativen zu Facebook und Co

Social Media-Recruiting bedeutet, auf Plattformen wie XING, LinkedIn oder in den Sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder Twitter als Arbeitgeberin präsent zu sein und – im Idealfall – in Kontakt mit potenziellen Mitarbeiterinnen zu kommen. Eine Auflistung über die für viele bereits bekannten Möglichkeiten habe ich schon gemacht, dieser Blogbeitrag liefert eine Ergänzung: Welche Möglichkeiten gibt es abseits von Facebook und Co? Das ist aber nur der erste Streich, denn nächste Woche geht es weiter mit Zahlen, Daten, Fakten zur Social Media Nutzung in Österreich. 

Jodel
Jodel ist eine App, die darauf abzielt, dass Menschen lokal miteinander interagieren. Die App macht es ihren Nutzerinnen möglich, anonymisiert Beiträge namens  Jodel zu veröffentlichen, die ausschließlich in einem Radius von zehn Kilometern für andere Userinnen sichtbar sind. Als Beitrag kann entweder ein Text (limitierte Zeichenzahl) oder ein Foto mit einem kurzen Kommentar gepostet werden. Jeder Beitrag kann anschließend von anderen Userinnen im Umkreis positiv oder negativ bewertet sowie kommentiert werden. 
Für Recruitingverantwortliche sind Jodel-Nutzerinnen durchaus interessant: 95 % sind zwischen 18 und 26 Jahre alt. Davon sind 70 % Studentinnen und 28 % Young Professionals bzw. Akademikerinnen. 
Seit 2018 können in der App Werbeanzeigen geschalten werden, 2019 wurde die Digitale Litfaßsäule eingeführt. Dabei kann jeder fünfte Post im Feed für einen bestimmten Zeitraum gemietet werden, der Preis ist abhängig vom eigenen Engagement in der Jodel-Community. Wer vor allem lokal recruiten/werben möchte, ist bei Jodel gut aufgehoben.  

Tinder
Hier gibt es ein Best-practice-Beispiel: Eurowings war in Deutschland und Österreich die 1. Airline mit einer Kampagne auf Tinder – und das 1. Unternehmen mit einer Recruiting-Aktion, um Flugbegleiterinnen anzuwerben. 600.000+ Userinnen haben sie gesehen, fast jede 10. hat das Profil angeklickt. Auch das Medien-Echo war groß, es gab unzählige Beiträge in der nationalen und internationalen Presse. Insgesamt wurde eine Reichweite generiert, die dem 10-fachen Mediaspending der Kampagne entsprach. Die Visits der Eurowings-Karriereseite stiegen um 38 % und allein für München gab es ein Plus von 37 % an Bewerbungen.  
Wer ähnlich erfolgreich werben möchte, muss kreativ werden – dann steht einem Swipe nach rechts nichts mehr im Wege  😉 

TikTok
TikTok ist eine globale Video-Community, bei der kurze und unterhaltsame Videos geteilt werden. Das Besondere sind die angebotenen Spezialeffekte, Filter und Sticker, die in die Videos eingefügt werden können. Über 500 Millionen Downloads sprechen für sich, die vor allem in Asien sehr populäre App wird auch bei uns immer beliebter. Auch die Verweildauer steigt und steigt, ein Ende des Trends ist nicht in Sicht. Die Zielgruppe ist eher jung, vor allem Teenager nutzen TikTok (Gen Z), um lustige Videos zu teilen. 

Erst seit kurzem bietet die App die Möglichkeit, Werbung zu schalten: Entweder als Video Ads im Feed oder Vollbildanzeigen, die die Seite bedecken, wenn die App geöffnet wird. Bei beiden Varianten können Links zu Fremdseiten integriert werden. Wer eine Vollbildanzeige buchen möchte, braucht aber vor allem das passende Kleingeld: Im Internet kursiert, dass die Beiträge für eine Vollbildanzeige teilweise zwischen 50.000 und 100.000 US-Dollar kosten. 

Pinterest
Pinterest ist im Wesentlichen eine Suchmaschine, bei der Bilder und Videos zu bestimmten Themen an virtuelle Pinnwände geheftet werden können. Somit kann man sich Bildersammlungen nach Interesse sortiert anlegen, die zu Websites außerhalb von Pinterest verlinken. So gesehen ist Pinterest eigentlich eine Linksammlung, die man mittels Bilder sortiert. Das Besondere im Vergleich zu anderen Netzwerken: Hasspostings, Gewalt und Pornografie sind nicht vorhanden, Input für die Hochzeitstafel oder Wohnideen stehen im Vordergrund.   
Vor allem Frauen sind auf der Plattform auf der Suche nach Inspiration unterwegs, Männer eher in der Unterzahl. Altersmäßig findet man vorrangig  Millenials auf der Plattform.  
Das Netzwerk ist seit kurzem börsenotiert und bietet für Händlerinnen eine Einkaufskorbfunktion, allerdings auch klassische Ads-Kampagnen mit Promoted Pins und Targetingfunktion. Im Recruiting könnte es vor allem für Employer Branding interessant sein, Pinterest zu nutzen – sofern man es richtig macht.  

Reddit
Ist vor allem ein in den USA populärer Social-News-Aggregator, also ein Mix aus Diskussionsplattform und Link-Verteiler. Die Inhalte sind in Foren (Subreddits) unterteilt, die Userinnen werden Redditors genannt. Durch die Subreddits ist es möglich, auch sehr spitze Zielgruppen zu erreichen, vor einer breiten Streuung ist abzusehen, da durch die einzelnen Communities das Filterblasen-Phänomen sehr ausgeprägt ist.  
Es finden sich rund 138.000 Communities und etwa 330 Millionen Menschen nutzen Reddit. Für Werbezwecke können Promoted Posts geschalten werden, Targeting ist außerhalb der Staaten aber nur eingeschränkt möglich. 

Tumblr
Auf Tumblr kann jeder seinen eigenen Blog betreiben und Bilder, Videos und Texte veröffentlichen. Man muss aber nicht unbedingt selbst bloggen, sondern kann auch nur anderen Blogs folgen und diese lesen. Beliebt ist die Zitier-Funktion „Rebloggen“, denn wird etwas auf Tumblr gepostet, kann der Beitrag von jeder anderern Userin in den eigenen Blog aufgenommen werden.  Die Zugriffszahlen sind leider nach Einrichten eines Pornofilters immens gesunken, das Hochladen von Erwachseneninhalten ist seit dem Vorjahr verboten.  Wie sich das langfristig entwickeln wird, ist derzeit noch nicht abzusehen. 
Die Bandbreite an Themen auf Tumblr ist auch für Unternehmen interessant, da man sehr einfach auf die vertretenen Zielgruppen zugeschnittenen Content spreaden kann. 

Die Underdogs
Es gibt natürlich unzählige weitere Plattformen, alle aufzuzählen würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Allerdings möchte ich verdeutlichen, wie facettenreich und vielfältig das Angebot an Netzwerken ist, jede erdenkliche Nische/Zielgruppe/Interessensgemeinschaft wird bedient. Mit etwas Recherche ist es durchaus sinnvoll, sich an die Underdogs heranzuwagen und dort gezielt potenzielle Mitarbeiterinnen anzusprechen – allerdings sollte man bedenken, sich bei der Ansprache immer der Umgebung anzupassen.

Discordapp.com  
Discord (auch Discordapp) ist ein kostenloses Sprach- und Textchat mit Instant Messaging-Funktion, wo Gamer sich austauschen können, Sprach- und Videokonferenzen sind ebenfalls möglich.  

 Spin.de  
Chatseite, Diskussionsforum, Spiele-Plattform und Blogsammlung in einem – eher als Freitzeitbeschäftigung gedacht und „nur“ von ein paar Tausend genutzt, allerdings soll das Katzenforum bei einschlägigem Interesse einen Besuch wert sein 😀 

Yooco.de  
Community-Plattform mit 250.000 Social Websites mit über einer Million Mitgliedern (Eigenangabe). Hier können sich Menschen mit gleichen Interessen miteinander verbinden, etwa im Trucker-Treffen-Chat, der Night Angels-Community für Heavy Metal-Fans oder in dem Soldaten-Treff. Es gibt mehrere hundert Community-Seiten, allerdings nicht wenige mit nur einem Mitglied… 

Fazit
[bctt tweet=“Über den Tellerrand hinausschauen, Möglichkeiten erkennen und nutzen – das sind derzeit die Chancen, die wir haben, um im Recruiting auch abseits der altbekannten und teilweise nicht mehr funktionierenden Wege neue einzuschlagen. “ username=“lorber_claudia“]Es gilt, mehr auszuprobieren und auch unserer Kreativität wieder mehr Spielraum einzuräumen. 
Welche Möglichkeiten abseits der klassischen Jobportale nutzen Sie schon oder möchten Sie gerne nützen? Gibt es Beispiele? 
Herzliche Grüße
Claudia 

PS: Nächste Woche präsentiere ich Daten, Zahlen und Fakten rund um Social Media, die Ihnen vielleicht die Entscheidung erleichtern, beim Social Media-Recruiting neue Wege einzuschlagen. Das möchten Sie nicht verpassen? Newsletter abonnieren, Recruiting-Insider werden und 1 x monatlich alle Beiträge (und mehr) gesammelt direkt ins Postfach erhalten; oder per RSS Feed und Social Media am Laufenden bleiben – damit Recruiting wieder einfach wird.